„Im Jahr 2019 hatten 135 Millionen Menschen nicht genug zu essen. Anfang 2022 stieg die Zahl auf 298 Millionen. Dauert der Krieg an, werden nach Schätzungen von Experten Ende 2022 345 Millionen Menschen betroffen sein“. Diese erschreckenden Zahlen präsentierte Gian Carlo Cirri, stellvertretender Leiter des Genfer Büros des Welternährungsprogramms (WFP), am 7. Juli an einer von SWISSAID organisierten Online-Konferenz. 

Seit Beginn des Krieges in der Ukraine und den Unterbrüchen in den globalen Lieferketten ist der Zugang zu Grundnahrungsmitteln, vor allem im Süden, erschwert. Wegen des Krieges schnellen die Preise in die Höhe, Produkte verschwinden aus den Regalen und die Geldbeutel sind leer. Doch die Lage war schon vorher angespannt. Gian Carlo Cirri sieht die grundlegenden Ursachen in gewalttätigen Konflikten, der Klimakrise und der Covid-19-Pandemie. 

Abhängig von Importen

Mahamane Rabilou Abdou, Leiter des SWISSAID-Koordinationsbüros im Niger, berichtet, wie stark die Menschen im Land vom Krieg betroffen sind. Hohe Abhängigkeit von Importen lasse die Preise stark steigen. Pflanzenöl koste beispielsweise 67 Prozent mehr, während man für Brot dreimal so viel zahlen müsse, als noch vor Kriegsbeginn. Die Menschen im Niger litten aber schon vor dem Krieg unter dem Klimawandel, der Pandemie und Konflikten. „Die Situation wird immer unhaltbarer“, fasst er zusammen. Er berichtet von „ernsten“ und „rührenden“ Geschichten: Wie die der begünstigten Witwe, die sich und ihre Familie dank dem Nahrungsmittelpaket mit Reis, Öl, Zucker, Hirsemehl und Milchpulver zwei Wochen lang ernähren könne. Was danach komme, wisse sie nicht. 

Für Mahamane Rabilou Abdou ist nachhaltige Landwirtschaft ein Schlüssel im Kampf gegen den Hunger. Man müsse Kleinbäuerinnen und -bauern unterstützen, schnell wachsendes Saatgut entwickeln und bestimmte Getreidesorten und Pflanzen, die besser an die lokalen Bedingungen angepasst sind, fördern. 

Wie kann man helfen?

Nebst den Experten kamen anlässlich der Konferenz auch Zuhörerinnen und Zuhörer zu Wort. So wollte ein Zuhörer wissen, was man in der Schweiz und anderswo tun kann, um die Situation zu verbessern. Herr Cirri nannte mehrere Möglichkeiten: den Fleischkonsum verringern, die Verschwendung von Lebensmitteln verhindern und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen beenden. 

„Wir sind uns der Herausforderungen auf politischer Ebene bewusst“, ergänzt Sonja Tschirren, SWISSAID-Verantwortliche für Klima und Landwirtschaft. „Wir haben uns letztes Jahr auf dem Gipfel zu Ernährungssystemen dafür eingesetzt, die Agrarökologie ganz oben auf die Agenda zu setzen. Diese Art von Engagement wird dazu beitragen, einen Paradigmenwechsel herbeizuführen“. 

 

Schauen Sie hier die vollständige Aufnahme der Konferenz (auf Französisch):